5. Rechtenthaler Gespräche zur Schulentwicklung - ...
22.06.2009

5. Rechtenthaler Gespräche zur Schulentwicklung - Pädagogisches Institut für die deutsche Sprachgruppe - Thesen

Europa-FELS war vertreten und brachte seine Erfahrung ein, wenn es darum ging "Welche Art von Beratung und Unterstützung ist für die autonome Schule wirkungsvoll und nachhaltig?" So konnten von den Teilnehmern folgende Thesen während der Veranstaltung erarbeitet weden:

Rechtenthaler Thesen zur Unterstützung von autonomen Schulen

1.

Schulen entwickeln sich immer mehr zu Gemeinschaften mit einem gemeinsamen Leitbild, einer eigenen Arbeitskultur und spezifischen Arbeitsprogrammen, mit denen sie ihren Gestaltungsfreiraum ausfüllen. Dabei erhalten sie Unterstützung, die der Staat oder das Land gewährleistet. Unterstützung von außen ist hilfreich, um Entwicklungsprozesse zu strukturieren, Sichtweisen zu erweitern und um geeignete Instrumente zu erhalten, mit denen die Schulen die Entwicklungen verankern und damit nachhaltig gestalten können.

2.

Die Verantwortung für die Gestaltung der Entwicklungsprozesse bleibt – auch bei vorgegebenen Reformzielen – immer bei der Schule. Unterstützung unterstützt! Unterstützung entfaltet ihre Wirksamkeit und Nachhaltigkeit umso besser, je mehr die Schulleitung ihre Führungsaufgabe verantwortlich übernimmt und dabei durch eine geeignete Binnenstruktur unterstützt wird.

3.

Unterstützungssysteme sind dem gesamtpolitischen Auftrag verpflichtet, sind aber nicht der verlängerte Arm der Verwaltung. Sie haben in der Ausgestaltung ihrer Aufgabe einen professionellen Freiraum. Sie haben Sicherheit über ihre Ressourcen und Rahmenbedingungen, die über eine Ziel- und Leistungsvereinbarung mit den bildungspolitisch Verantwortlichen abgesichert werden.

4.

Unterstützung ist auf den Bedarf der einzelnen Schule ausgerichtet und knüpft an den Entwicklungsstand an. „Maßgeschneiderte“ Angebote für eine Einzelschule
stehen neben Kompaktangeboten mit größerer Reichweite. Das gemeinsame Ziel von Schule und Unterstützungssystem ist immer die Optimierung der Lern- und Bildungsprozesse für die einzelnen Schüler und Schülerinnen.

5.

Schule und Unterstützer verstehen sich als Partner, die aufgrund einer Analyse der Ausgangslage und des diagnostizierten Bedarfs ein Unterstützungsangebot ermitteln, die Rahmenbedingungen und Rollen klären und durch eine schriftliche Vereinbarung für beide Seiten verbindlich machen.

6.

Schulen und Unterstützungssysteme stehen vor der Herausforderung, zwischen der Notwendigkeit von raschen Veränderungen und der für die Verankerung notwenigen längeren Zeiträumen einen Ausgleich und damit ein geeignetes Reform- oder Entwicklungstempo finden zu müssen. Entwicklungen zielen letztendlich auf die Veränderung von Haltungen und benötigen einen zeitlichen Rahmen für Trainings- und Reflexionsphasen, um das Neue vertieft zu verankern.

7.

Unterstützung ist Qualitätsstandards verpflichtet und überprüft in regelmäßigen Abständen das Erreichen der Ziele und baut immer wieder Phasen der Selbstreflexion ein. Unterstützungsangebote werden angemessen evaluiert.

8.

Unterstützungssysteme zeichnen sich als Kompetenzzentren für Organisationswissen, pädagogisch-didaktischer und fachdidaktischer Expertise aus. Die Beraterinnen und –berater verfügen neben dem Wissen und Können in ihrem Bereich über ein Basiswissen und ein Verständnis für die jeweils anderen Bereiche. Unterstützung ist vor allem auf die Qualifizierung von Personen an den Schulen ausgerichtet und will kollegiales Weiterlernen ermöglichen.

9.

Unterstützungssysteme sind innerhalb des Bildungssystems angesiedelt und stellen Berater und Beraterinnen zur Verfügung, welche über Feldkompetenz verfügen. Externe Berater aus den Universitäten und aus Beratungsagenturen, die auf die Wirtschaft fokussiert sind, können systemimmanente Unterstützungssysteme ergänzen, aber nicht ersetzen.

10.

Unterstützungssysteme stehen in Vernetzung mit Bildungspolitik, Schulverwaltung und Schule. Durch das Öffentlichmachen ihrer Ziele und Programme, ihrer Rollen und Aufgaben, bemühen sie sich um Klarheit über Zusammenarbeit und Abgrenzung. Bildungspolitik, Schulverwaltung, Schulen und Unterstützungssystem haben ein gemeinsames Grundverständnis von Schulqualität.

Dr. Rudolf Meraner, Dr. Eva Margherita Lanthaler, Dr. Vera Zwerger Bonell

Weitere Informationen: Pädagogisches Institut für die deutsche Sprachgruppe,

I-39100 Bozen, Amba-Alagi-Straße 10, E-Mail: pi@schule.suedtirol.it